Was ist solidarische Landwirtschaft?

In der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) produziert der Bauer oder Gärtner für eine feste Gruppe von Konsumenten. Diese hat ihn im Voraus für seine Arbeit bezahlt und erhält dafür die frischen Produkte des Hofes. So ist der Bauer nicht mehr an die schwankenden Preise des freien Marktes gebunden und der Konsument seinerseits weiß, wer seine Lebensmittel produziert hat und wie sie hergestellt wurden.

  • Ein Produzent beliefert regelmäßig einen festen Kreis von Menschen – oft Mitglieder genannt – mit Lebensmitteln
  • Die Mitlieder engagieren sich für eine Saison und zahlen einen regelmäßigen Beitrag
  • Die Mitglieder können sich – wenn es vom Produzenten gewollt ist – an Arbeitseinsätzen oder der Anbauplanung beteiligen

Solidarische Landwirtschaft ist allerdings kein starres Modell.

So unterschiedlich wie die Regionen und ihre Menschen, sind auch die Formen der solidarischen Landwirtschaft. So gibt es Projekte in denen ein Bauer oder mehrere Bauern eine Gruppe von Menschen beliefert, wo sich die Mitglieder viel oder wenig in die Arbeit auf dem Hof einbringen oder wo die Mitglieder gar für sich selbst produzieren.

“We did not want to craft a tight definition or try to establish the criteria for identifying “the true CSA farm”. Rather we hoped to honour the diversity of this young, but quickly spreading movement”. 

Elizabeth Henderson, Robyn Van En (Pionierinnen der Solawi Bewegung in den USA)

Das solidarische Prinzip, dass der Produzent vorfinanziert wird und der Konsument sich dementsprechend, i.d.R. für eine ganze Saison, vertraglich bindet, ist den unterschiedlichen Formen gemein.

Auch die Gründungsschritte hin zu einer solidarischen Landwirtschaft sind nicht immer gleich. So kann eine Gruppe Menschen auf einen Produzenten zugehen und diesen fragen ob er für sie produzieren will. Oder die Initiative geht vom Produzenten aus, der sich seine Mitglieder aktiv sucht. Auch kann es Quereinsteigern den Einstieg durch einen festen Kundenkreis in die Landwirtschaft erleichtern.

WAS BEDEUTET SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT?

Bezug und Vertrauen der Menschen zur Landwirtschaft

Verbindung der Menschen unter sich und mit der Region

Eine gesunde und unabhängige Produktion

Ein vielfältiger Hof und eine vielfältige Kulturlandschaft

Die Anfänge der solidarischen Landwirtschaft : Teikei in Japan

Die Geschichte der solidarischen Landwirtschaft begann in den 60er Jahren in Japan. Zu jener Zeit erfuhr das Land einen vorher nicht gekannten Wirtschaftswachstum. Es war auch die Zeit der ersten Fälle der Minamata-Krankheit, einer in Japan durch Umweltverschmutzungen ausgelösten Quecksilber-Vergiftung. Das Bewusstsein in der Bevölkerung für die negativen Konsequenzen einer starken Industrialisierung nahm zu. Viele Familien sorgten sich um den negativen Einfluss einer industrialisierten Landwirtschaft auf ihre Gesundheit.

Aus jener Dynamik entstanden die ersten Teikei, übersetzbar in „kollaboratives Engagement“: Konsumenten sicherten einem Produzenten zu, ihm seine ganze Ernte einer Saison abzunehmen, welcher als Gegenleistung Lebensmittel ohne chemischen Dünger und Pestizide produzierte.

Zur gleichen Zeit wurden ähnliche Erfahrungen basierend auf der gleichen Idee – inspiriert durch die anthroposophischen Ideen und Lehre von Rudolf Steiner – in Deutschland und in der Schweiz gemacht.

Mitte der 80er Jahre, wanderten zwei Pioniere der solidarischen Landwirtschaft, Jan Vander Tuin und Traugher Groh, in die USA aus. Dort gründeten sie die ersten Solawis unter dem englischen Begriff CSA (community supported agriculture). Das Modell verbreitete sich schnell und kam Anfang der 2000er wieder zurück nach Europa.

Seitdem verbreitet sich das Prinzip weiter und verschiedene Initiativen organisieren sich in Netzwerken auf regionaler Ebene. Auf nationaler Ebene besteht ein internationales Netzwerk unter dem Namen URGENCI um diese Partnerschaften zwischen Produzenten und Konsumenten zu fördern.

Unterschied zu anderen Abonnements bzw. Abokisten

Neben Solawis gibt es in Luxemburg noch weitere Abonnements von Lebensmittelkisten. Teils werden solche Abos direkt mit dem Produzenten abgeschlossen, teils besteht der Vertrag aber auch zwischen Konsument und einem Händler.

Das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft kommt ohne Zwischenhändler aus und der direkte Kontakt von Konsument zu Produzent ist ein wichtiger Bestandteil. Die beiden weiteren wichtigen Elemente sind:

  • die Vorfinanzierung des Produzenten durch den Konsumenten. Der Konsument bezahlt den Produzenten für die Saison noch vor der Produktion. Dies ist auch in Raten möglich.
  • das Engagement des Konsumenten gegenüber dem Produzenten für eine ganze Saison. Auch wenn der Konsument einige Wochen die Lebensmittel nicht erhalten kann (z.B. durch einen Urlaub), bezahlt er seinen Anteil an der Produktion. Der Sinn dahinter ist, dass der Produzent die Garantie hat, dass seine laufenden Betriebskosten gedeckt werden. So trägt er nicht alleine das Risiko von Einflüssen, die er nicht steuern kann (z.B. schlechte Wetterbedingungen). Durch dieses Prinzip entfällt der Preis auf das einzelne Lebensmittel. Die Arbeit des Bauern wird finanziert und nicht das Produkt an sich.